Für den Dirigenten und Pianisten Michael Wendeberg ist der Umgang mit dem Konzertrepertoire von Bach bis Schönberg ebenso selbstverständlich wie die intensive Beschäftigung mit neuer und neuester Musik.
Von 2016 bis Sommer 2023 war er als erster Kapellmeister an den Bühnen Halle (Saale) tätig, wo er in den Spielzeiten 2020/21 und 2021/22 auch als Chefdirigent der Oper wirkte. Zuletzt dirigierte er dort unter anderem die Premieren von Brittens Ein Sommernachtstraum, Wagners Tristan und Isolde sowie Paderewskis Manru. Daneben ist er als Gastdirigent bei renommierten Orchestern und Ensembles gefragt und leitete unter anderem die Staatskapelle Berlin, das WDR-Sinfonieorchester, das SWR-Sinfonieorchester, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, die Junge Deutsche Philharmonie, das Mahler Chamber Orchestra, die Slowenische Philharmonie, das Klangforum Wien, das Ensemble Modern, das Remix Ensemble Porto, das Ensemble intercontemporain, die Birmingham Contemporary Music
Group und die Sinfonietta Basel. Beim Lucerne Festival, der Münchner Biennale, dem Beethovenfest Bonn, den Bregenzer Festspielen, der Biennale in Venedig, dem ECLAT Festival Stuttgart, dem Ultraschall Festival Berlin, beim Festival Acht Brücken in Köln, den Klangspuren Schwaz und bei Wien Modern war er mit verschiedenen Programmen zu Gast. Von 2011 bis 2018 war er directeur musical des Ensemble Contrechamps in Genf.
In der Saison 2022/23 gab Michael Wendeberg sein Debüt beim Tokyo Symphony Orchestra mit Debussys Jeux und der Uraufführung von Isabel Mundrys Violakonzert mit Nils Mönkemeyer sowie sein Hausdebüt an der Oper Frankfurt mit der Uraufführung von Vito Zurajs Blühen im Bockenheimer Depot, verbunden mit einem Portraitkonzert des Komponisten mit dem Ensemble Modern. Zudem kehrt er zum Nationalen Estnischen Sinfonieorchester in Tallin mit Werken von Chaya Czernowin, Jüri Reinverse und Malin Bang im Rahmen des AFEKT Festivals zurück. Weitere Konzerte führen ihn nach Birmingham, Bremen und Helsinki. In 2023 sprang er kurzfristig für Daniel Barenboim ein, sowohl als Dirigent wie auch als Pianist, für Konzerte im Pierre Boulez Saal in Berlin und in der Philharmonie de Paris. In der Saison 2023/24 ist er wieder in Tallinn bei AFEKT sowie in Ankara, Bursa und Ljubljana zu Gast. Bei der Reihe „Musik der Zeit“ wird er ein Projekt mit Simon Steen-Andersen und dem WDR Sinfonieorchester leiten.
Sein Opernrepertoire reicht von Händels Orlando über Mozart, Beethoven, Donizetti, Verdi, Bizet, Puccini, Strauss und Britten bis zu zahlreichen Uraufführungen. 2017 dirigierte er Die Zauberflöte und eine Neuproduktion von Aribert Reimanns Gespenstersonate an der Staatsoper Berlin. Zuletzt debütierte er 2022 an der Dresdner Semperoper mit der Uraufführung von Torsten Raschs Die andere Frau. In Halle leitete er in den vergangenen Spielzeiten unter anderem Beethovens Fidelio, Verdis Aida und Puccinis Tosca sowie die Premieren von Mozarts Don Giovanni, Strauss‘ Ariadne auf Naxos und eine Neubearbeitung von Mozarts Schauspieldirektor.
Als Pianist war Michael Wendeberg Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe und trat als Solist mit namhaften Orchestern unter Dirigenten wie Jonathan Nott, Marek Janowski und Daniel Barenboim auf. Von 2000 bis 2005 gehörte er als Pianist dem Ensemble intercontemporain an und arbeitete intensiv mit Pierre Boulez zusammen. Dessen komplettes Klavierwerk führte er 2015 bei den Festtagen der Berliner Staatsoper sowie 2018 im Boulez-Saal auf; eine CD-Gesamtaufnahme erschien 2021 bei dem Berliner Label bastille musique.
Michael Wendeberg studierte Klavier bei Markus Stange, Bernd Glemser und Benedetto Lupo sowie Dirigieren in der Meisterklasse von Toshiyuki Kamioka in Saarbrücken. Schon während seiner Studienzeit arbeitete er als Assistent von Toshiyuki Kamioka an den Wuppertaler Bühnen. Es folgten Stationen am Nationaltheater Mannheim, am Luzerner Theater als Erster Kapellmeister sowie an der Staatsoper Berlin, wo er Daniel Barenboim und Gastdirigenten wie Pierre Boulez und Sir Simon Rattle assistierte.